Wörterbücher

Ich weiß ja nicht, wie es den Kolleginnen und Kollegen geht, aber mir passiert es immer wieder: Man unterhält sich mit jemandem, das Gespräch kommt auf den Beruf, und eine der Fragen, die so gut wie immer  gepaart mit erstaunt hochgezogenen Augenbrauen kommt, lautet: “Wieso brauchst du denn Wörterbücher? Du bist doch Übersetzerin/Dolmetscherin.”
Ja, bin ich, aber das ist nicht gleich bedeutend mit einem Dasein als wandelndes Wörterbuch (und schon gar nicht auf Abruf). Im Gegenteil, mein Beruf zeigt mir immer wieder aufs Neue, dass Wörterbücher nicht unbedingt die letzte und bestimmt nicht die einzige Instanz sind, wenn es darum geht Inhalte von einer Sprache in eine andere zu übertragen. Es gehört noch viel mehr dazu, zum Beispiel Sprachgefühl, kulturelles Wissen, Fachwissen, Allgemeinbildung, etc., wovon vieles nicht in Büchern zu finden ist, egal in wie vielen Sprachen diese sind oder wie bekannt der Verlag.
Das wiederum bedeutet aber auch nicht, dass Wörterbücher, Glossare u.ä. völlig für die Katz sind und bestenfalls als Türstopper geeignet. Nein, sie sind und bleiben notwendige Arbeitsmittel für Übersetzer und Dolmetscher, sowohl in Buchform als auch digital und online.

Meine persönliche “offline” Wörterbuch- und Nachschlagewerkbibliothek hat sich in den letzten Tagen deutlich vergrößert, zum einen Dank einer großzügigen Spende der Witwe eines kürzlich verstorbenen Kollegen, zum anderen weil ich endlich einige schon länger angedachte Einkäufe getätigt habe. Nun habe ich eine ganze Reihe Fachwörterbücher zu Gebieten, in denen ich entweder bereits arbeite, oder in die ich (weiter) vorstoßen möchte, plus ein paar “Schmankerl” (z.B. dieses), die für manche vielleicht schon Antiquariatscharakter haben, für mich aber zum einen historisch äußerst interessant, zum anderen aber auch durchaus noch relevant und hilfreich sind. Es kommt halt immer darauf an, was für Aufträge einem so über den Weg laufen.
V.a. bei etwas “ausgefalleneren” Fachgebieten und/oder Sprachkombinationen sind Wörterbücher oft nicht mehr oder nur schwer zu haben, weil sie teilweise schon lange nicht mehr gedruckt werden. Deshalb stöbere ich auch immer gerne durch die Bücherkisten auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden und gehe bevorzugt in kleine Buchläden, denn dort verstecken sich nicht selten kleine Kostbarkeiten in einem verstaubten Regal hinten in der Ecke. Der Verkäufer ist froh einen Abnehmer gefunden zu haben, und ich bin stolze Besitzerin eines neuen Mitglieds meiner Bibliothek, das mir (hoffentlich) gute Dienste leisten wird.
Und ja, ich gebe es zu, ich liebe Bücher einfach….

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